Sonntag, 31. August 2014

Gebärdensprache in der Gesellschaft - ein Muss?

Sprache ist das Kommunikationsgut Nummer 1. Egal ob wir mit einem Menschen sprechen, oder mit einem Endgerät. Überall benutzen wir eine Sprache.

Englisch ist die Weltsprache. Schon in der ersten Klasse lernen die Kinder Englisch.
Schlicht und einfach: Man soll überall auf der Welt mit jedem Menschen durch die Weltsprache Englisch kommunizieren können.
In höheren Stufen wird lateinisch, spanisch, franzözisch oder auch niederländich angeboten.

Dabei vergessen wir aber etwas ganz Wichtiges: Wir können nicht einfach mit gehörlosen kommunizieren.
Wir grenzen sie unbewusst aus. Dabei ist das sogar bewusst, weil wir daran nichts ändern.
Wir geben uns in der Gesellschaft und auch individuell keine Mühe Gebärdensprache zu lernen.

Haben wir jemanden in der Familie oder im Freundeskreis ist es unüberwindbar. 

Aber wieso kommen wir nicht auf die Idee, Gebärdensprache zu lernen? Einfach so?

Wir können nicht von Gehörlosen verlangen, dass sie unsere Wörter einwandfrei von der Lippe ablesen können.
Wir müssen aufeinander zu gehen.

Ich halte es für dringend notwendig, dass alle Menschen Gebärdensprache lernen. Zumindest die Grundlagen, um auf irgendeiner Weise mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren.

In vielen Jobs kommt man in Berührung mit gehörlosen Menschen. 
Ich arbeite in einem Jugendzentrum und wieso sollte nicht auch dort jemand auftauchen, der gehörlos ist? 
Ich arbeite in der Gastro und da hatte ich bereits gehörlose Menschen als Gäste und war völlig überfordert.
Wie soll ich den richtig reagieren?
Zum Beispiel in Notsituationen? 


Grundlagen sind für mich zum Beispiel schlicht und einfach das ABC um damit Wörter/Sätze zu bilden und Fragen und Sätze für den Alltag.
"Brauchst du Hilfe?" 
"Alles in Ordnung?"
Dazu für jede Jobsparte andere Sätze.
Ein Mensch in der Jugendarbeit braucht eine andere Grundlage als jemand im Arbeitsamt.

Natürlich gibt es überall Möglichkeiten mit gehörlosen Menschen zu kommunizieren. Mit Händen und Füßen, auf Dinge zeigen oder Dinge aufzuschreiben.

Aber ist das nicht diskriminierend? 
Wieso lernen wir Fremdsprachen? Wir können uns mit Menschen aus anderen Ländern auch mit Händen und Füßen kommunizieren.

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und mir verschiedene Ideen überlegt:


Idee 1 
Eine Art "Grundkurs" in Gebärensprache in den Klassen 5/6/7. Vielleicht auch schon eher. Aber ich glaube nicht später. Ich weiß nicht wie viele Stunden man braucht und ob man überhaupt einen "Grundkurs" deffinieren  kann. 
Ich meinte damit sowas wie die Buchstaben, die Zahlen und vielleicht einfache Sätze für den Alltag.

Idee 2 
Gebärdensprache in der (schulischen)Ausbildung mit in den Unterrichtsstoff zu bringen. In allen Arbeitsfeldern "kann urplötzlich mal" ein Gehörloser vor einem stehen. Und dann ist die Frage: Und jetzt? Zettelchen schreiben? Doof.

Idee 3
Für Menschen, die bereits ihre (schulische)Ausbildung beendet haben: Für die verschiedenen Jobs einen Weiterbildungskurs in Gebärdensprachen, die auf das Arbeitsfeld ausgerichtet sind. Optimal: mit Kostenübernahme

Idee 4 
(Dazu) Einen Kurs außerhalb der Schule anbieten. Was ich als eher schlechte Alternative gegenüber Idee 1 und 2/3 sehe, da viele womöglich gar keine Lust haben das zu machen und vielleicht noch gar nicht die Wichtigkeit davon einschätzen können.
Dabei wäre es wichtig, dass die Kurse nicht all zu teuer sind und vielleicht sogar gefördert werden. 

Ich glaube in der Theorie sind die Ideen recht "cool" und vor allem sinnvoll.
Eine andere Frage ist dann natürlich die Finanzierung aber womöglich noch eine andere Geschichte.

Daher würde ich erst mal wissen wollen, was Menschen, vor allem gehörlose Menschen und Menschen die sich im Bereich Gebärdensprache auskennen, von diesen Ideen halten. 

Gibt es eine Art Grundkurs? Und bringt das was?
Gibt es andere Alternativen?

Abschließend bleibt festzuhalten: Auf dem Weg zu Barrierefreiheit gibt es hier viel zu tun. Und sagen wir mal so: Das Geld ist dabei erst mal egal, weil die Idee als solches erst mal ausgereift und diskutiert werden sollten.

1 Kommentar:

  1. Hallo, Sandra,

    ja, ich weiß, der Beitrag von dir ist jetzt mittlerweile über ein Jahr alt. Aber es hat sich sogar einiges getan in der Zeit!

    Du kommst aus NRW, richtig? Schau mal, ob du nicht einen Grundkurs belegen kannst: http://www.gebaerdensprache-lernen.de/?page_id=74

    In HH wird Gebärdensprache künftig als Wahlpflichtfach angeboten (http://blog.zeit.de/stufenlos/2015/07/10/gebaerdensprache-als-wahlpflichtfach/)

    Im Normalfall können Kurse an VHS belegt werden. Als Schüler/Student sogar zu ermäßigten Preisen (Nachweis erforderlich). Daneben können Eltern die Finanzierung eines Kurses beantragen, weil sie sich andernfalls nicht mit ihrem hörgeschädigten/gehörlosen Kind verständigen könnten *Erfahrungswerte*

    Insbesondere im Norden tut sich einiges, was Gebärdensprache angeht - sind dort doch der Großteil der Ausbildungsstätten. Im Süden hast du die Paulinenpflege in Winnenden und ein paar Angebote in München (so grob). Von daher fehlt es hier auch massiv in Dolmetschern (1 Dolmetscher kommt auf ~ 70 Gehörlose … sofern eine Übersetzung mehr als 1 Stunde benötigt, musst du zwei bestellen …).

    Falls dich das Thema noch immer interessiert, setz dich doch einmal mit Frau Kestner in Verbindung:
    http://kestner.de/

    Der Taubenschlag ist eine bekannte Anlaufstelle (denk dir: Schwarzes Brett) für Gehörlose:
    http://www.taubenschlag.de/

    Von da aus wirst du auch viele abgehende Links finden. Oder aber du fragst intern einmal bei der AG Barrierefreiheit der Piraten an ;-)

    Gruß,


    André

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