"Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen."
– Loriot"
Wo Loriot recht hat, hat er recht.
Plakate gibt es schon lange.
„Das
Spannende ist: Das Plakat ist gar kein so modernes Mittel, wie man
annehmen würde. Schon in der Antike gab es Vorläufer, als
Kommunikationsform taucht es auch im 16. Jahrhundert in den Niederlanden
auf, und zwar bereits für politische Zwecke. Während des
Befreiungskrieges gegen Spanien schrieben die Spaniengegner ihre
Proteste auf große Zettel, auch bereits mit großen Lettern, und
"plakten" sie dann überall an die Wände. Deswegen nannte man sie
"Plakatten" – der Ursprung unseres Wortes "Plakat".“ [1]
Hier kann man sich „Wahlwerbung im Wandel der Zeit“ ansehen.
Erste Berührung
Wenn
ich an ein "Meer aus Plakaten" denke, denke ich immer an dieses Bild,
wobei das „Meer aus Plakaten“ dieses Jahr noch eine ganz andere
Bedeutung bekommen hat.
Bild Münster4Life
Landtagswahlen 2012.
Das ist total an mir vorbei gegangen. Ich habe mich erst ein Jahr später mit Politik beschäftigt.
Plakatierung revolutionieren?
Wir haben das Jahr 2014. Am Sonntag sind Kommunal- und Europawahlen.
Zwei Wahlen. Zwei Plakat-Designs - pro Partei.
Jetzt hängt alles voll und zerstört das schöne Stadtbild und nervt Menschen.
Spannend ist dieses Video hier aus Bochum welches die ganzen Wahlplakate zur Bundestagswahl zusammenzählt. http://www.bochumschau.de/wahlwerbung-wahlplakate-wahn-wald-bochum-2013.htm
Ich glaube, wir sollten mit der Zeit gehen. Ich kenne überwiegend nur Menschen, die die Plakate nerven.
Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Westfälischen Nachrichten Münster.
Quelle: http://www.wn.de/Muenster/1568706-Behindernde-Werbung-Radfahrerin-verletzt-sich-an-Wahlplakat Stand der Umfrage: 23.05.2014 2:25 Uhr
Keinen Politikverdrossenen wird man mit Plakaten an die Politik locken können.
Man kann auch keinen Vegetarier mit Fleisch in ein Restaurant locken.
Der
Wahlkampf findet nun parallel auch immer mehr im Internet statt.
Da machen die Parteien fürchterlich lustige Wahlwerbespots.
Da machen die Parteien fürchterlich lustige Wahlwerbespots.
Ich finde aber, dass das Plakatieren revolutioniert werden muss.
Ich glaube Plakate sind ein elendes Leid, was man einfach weiter mit sich rumschleppt.
Wie ein Klotz am Bein - weil man den einfach immer dabei hat. Es machen ja alle und man hat es schon immer so gemacht.
Erst mal kann ich aus eigener Erfahrung sprechen:
Mich hat natürlich kein Wahlplakat überzeugt.
2012 war ich glaube ich auch nicht gerade angetan von den Plakaten. Auch, weil ich mich dafür noch nicht interessiert habe.
Zu den Piraten bin ich ganz ohne Plakate gestoßen.
2013 habe ich Plakate selber mit auf- und abgehangen. Es war so nervig. Wir lassen das keine Agentur machen.
2014
bin ich nach wie vor genervt. Ein Plakatenmeer. Diverse Parteien
plakatieren das gleiche Plakat an zehn Bäumen. Hintereinander.
Leere Versprechen hängen da einfach so rum.
WIR BRAUCHEN MEHR LATERNEN UND BÄUME.
In meinem Heimatort aber, wo es keine Piraten gibt, muss ich mich andersweitig umsehen. Da habe ich die Plakate für ein Basiswissen auch genauer unter die Luppe genommen. Zwei Parteien würden in Frage kommen. Alle anderen anhand der Wahlplakate nicht.
Wieso wundern, wir uns eigentlich, wenn Plakate zerstört werden?
Ich will niemanden dazu aufrufen, noch finde ich das super toll, aber wenn man sich nun in die Lage eines Menschen versetzt:
Plakate nerven: Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos: Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt: Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht: Wut wird ausgelassen.
Abgerissene Plakate liegen auf dem Boden und stören Auto und Radfahrer.
Und belasten die Umwelt.
Oder verletzen eine Radfahrerin.
Plakate kosten Geld, Zeit und Energie.
Doch: Sollten Plakate gar nicht mehr eingesetzt werden?
Die Idee fand ich ja erst sehr sehr gut.
Aber durch das nicht aufhängen der Plakate bekommt der ein oder andere Mensch gar nicht nicht, dass Wahlen sind.
Kleine
Parteien, die sowieso eher im Unter/Hintergrund sind wie die UWG oder die ÖDP, haben
überhaupt keine Chance irgendwie auf sich aufmerksam zu machen oder eher eine viel viel geringere.
CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne – vielleicht auch noch Piraten - Kennt man -Weiß man - Wählt man.
CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne – vielleicht auch noch Piraten - Kennt man -Weiß man - Wählt man.
Meine Alternative zu den Plakaten an Laternen und Bäumen sind sogenannten „Sammelständer.“
Eine
schöne Alternative wie ich finde. Die Stadt baut die Teile vor der Wahl
auf und nach der Wahl wieder ab. Die Parteien kleistern ihre Plakate
selber dran (oder ihre Agenturen).
Jede Partei hätte gleiche Chancen zu plakatieren.
Das Stadtbild wird nicht zerstört.
Die Kosten sind geringer.
Papier wird nicht in hohen Massen verbraucht.
Sie
können ggf. überklebt/sprayt (wie jetzt auch) aber nicht so
leicht abgerissen werden und sie behindern keine Fahrbahn oder die Sicht auf
Straßenschilder oder ähnliches.
Wenn das kleine bisschen ordentlich vom Ordnungsamt kontrolliert wird, kann so was auch nicht mehr passieren:
Eine weitere kostengünstige Möglichkeit Großplakate aufzuhängen, sind Planen und Bauzäune.
Kleine Parteien mit weniger Geld kommen auf gute Ideen.
Man nehme einen Bauzaun, lässt eine Plane bedrucken und hängt es dann an den Bauzaun.
Das tolle: man kann sie auch wieder benutzen. In anderen Wahlkämpfen.
Das "Auseinandersetzen" mit dem Plakat
Ich möchte auf die Fragen von Ulrich Gelsen antworten:
„Es
ist wieder soweit. Wahlkampf. Und woran erkannt man, dass Wahlkampf
ist? Natürlich an den Plakaten. Sie sind das sichtbarste Zeichen. Und
leicht zu zerstören. Warum machen Menschen das? Hat das einen Sinn?“
Es ist womöglich blinde Wut die sie auslassen.
Ich zitiere mich selber:
„Plakate nerven, Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos, Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt, Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht, Wut wird ausgelassen.“
Es ist eine Art Auseinandersetzung mit der Politik bzw. der Partei, ohne dirket auf einen Menschen anzutreffen und elendes Geschwätz ertragen zu müssen.
Es ist eine Art Auseinandersetzung mit der Politik bzw. der Partei, ohne dirket auf einen Menschen anzutreffen und elendes Geschwätz ertragen zu müssen.
Oft werden Plakate auch beschmiert oder bemalt.
Ich sehe das als Feedback – auch wenn es Vandalismus ist. Die Plakate die da hängen gehören immer noch der Partei.
Ich mag dazu keinesfalls aufrufen.
Ich würde das, was andere Zerstörung von Plakaten nennen, in vier Kategorien aufteilen:
1) Kunst
2) Kritische Auseinandersetzung
3) Beschmieren
4) Zerstören
Kategorie 2 gefällt mir am besten, ich finde das total spannend.
Kunst ist schön.
Kunst ist schön.
Beschmieren und zerstören eher doof.
Ich
will euch im Folgenden mal zeigen, was ich in welche Kategorie packen
würde. Natürlich kann man einiges von 1) und 2) auch zu beschmieren packen.
Trotzdem ist es eine kritische Auseinandersetzung.
Manch einer mag das alles ganz anders einsortieren und weiter hin als Vandalismus abstempeln. Auseinandersetzung hin oder her.