Freitag, 23. Mai 2014

Wahlplakate: Ist das sinnvoll oder kann das weg?

 "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen."
– Loriot"
Wo Loriot recht hat, hat er recht.
Plakate gibt es schon lange.
„Das Spannende ist: Das Plakat ist gar kein so modernes Mittel, wie man annehmen würde. Schon in der Antike gab es Vorläufer, als Kommunikationsform taucht es auch im 16. Jahrhundert in den Niederlanden auf, und zwar bereits für politische Zwecke. Während des Befreiungskrieges gegen Spanien schrieben die Spaniengegner ihre Proteste auf große Zettel, auch bereits mit großen Lettern, und "plakten" sie dann überall an die Wände. Deswegen nannte man sie "Plakatten" – der Ursprung unseres Wortes "Plakat".“ [1]
Hier kann man sich „Wahlwerbung im Wandel der Zeit“ ansehen.
Erste Berührung
Wenn ich an ein "Meer aus Plakaten" denke, denke ich immer an dieses Bild, wobei das „Meer aus Plakaten“ dieses Jahr noch eine ganz andere Bedeutung bekommen hat.
Bild Münster4Life
Landtagswahlen 2012.
Das ist total an mir vorbei gegangen. Ich habe mich erst ein Jahr später mit Politik beschäftigt.

Plakatierung revolutionieren?

Wir haben das Jahr 2014. Am Sonntag sind Kommunal- und Europawahlen.
Zwei Wahlen. Zwei Plakat-Designs - pro Partei.
Jetzt hängt alles voll und zerstört das schöne Stadtbild und nervt Menschen.
Bild: Westfälische Nachrichten

Spannend ist dieses Video hier aus Bochum welches die ganzen Wahlplakate zur Bundestagswahl zusammenzählt. http://www.bochumschau.de/wahlwerbung-wahlplakate-wahn-wald-bochum-2013.htm
Ich glaube, wir sollten mit der Zeit gehen. Ich kenne überwiegend nur Menschen, die die Plakate nerven.
Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Westfälischen Nachrichten Münster.
Quelle: http://www.wn.de/Muenster/1568706-Behindernde-Werbung-Radfahrerin-verletzt-sich-an-Wahlplakat Stand der Umfrage: 23.05.2014 2:25 Uhr
Keinen Politikverdrossenen wird man mit Plakaten an die Politik locken können.
Man kann auch keinen Vegetarier mit Fleisch in ein Restaurant locken.
Der Wahlkampf findet nun parallel auch immer mehr im Internet statt. 
Da machen die Parteien fürchterlich lustige Wahlwerbespots.
Ich finde aber, dass das Plakatieren revolutioniert werden muss.
Ich glaube Plakate sind ein elendes Leid, was man einfach weiter mit sich rumschleppt.
Wie ein Klotz am Bein - weil man den einfach immer dabei hat. Es machen ja alle und man hat es schon immer so gemacht.
Erst mal kann ich aus eigener Erfahrung sprechen:
Mich hat natürlich kein Wahlplakat überzeugt.
2012 war ich glaube ich auch nicht gerade angetan von den Plakaten. Auch, weil ich mich dafür noch nicht interessiert habe.
Zu den Piraten bin ich ganz ohne Plakate gestoßen.
2013 habe ich Plakate selber mit auf- und abgehangen. Es war so nervig. Wir lassen das keine Agentur machen.
2014 bin ich nach wie vor genervt. Ein Plakatenmeer. Diverse Parteien plakatieren das gleiche Plakat an zehn Bäumen. Hintereinander. 
Leere Versprechen hängen da einfach so rum.
WIR BRAUCHEN MEHR LATERNEN UND BÄUME.
In meinem Heimatort aber, wo es keine Piraten gibt, muss ich mich andersweitig umsehen. Da habe ich die Plakate für ein Basiswissen auch genauer unter die Luppe genommen. Zwei Parteien würden in Frage kommen. Alle anderen anhand der Wahlplakate nicht. 
Wieso wundern, wir uns eigentlich, wenn Plakate zerstört werden?
Ich will niemanden dazu aufrufen, noch finde ich das super toll, aber wenn man sich nun in die Lage eines Menschen versetzt:
Plakate nerven: Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos: Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt: Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht: Wut wird ausgelassen.
Abgerissene Plakate liegen auf dem Boden und stören Auto und Radfahrer.
Und belasten die Umwelt. Oder verletzen eine Radfahrerin.
Plakate kosten Geld, Zeit und Energie.
Doch: Sollten Plakate gar nicht mehr eingesetzt werden?
Die Idee fand ich ja erst sehr sehr gut. 
Aber durch das nicht aufhängen der Plakate bekommt der ein oder andere Mensch gar nicht nicht, dass Wahlen sind.
Kleine Parteien, die sowieso eher im Unter/Hintergrund sind wie die UWG oder die ÖDP, haben überhaupt keine Chance irgendwie auf sich aufmerksam zu machen oder eher eine viel viel geringere.
CDU, SPD, FDP, Linke, Grüne – vielleicht auch noch Piraten - Kennt man -Weiß man - Wählt man.
Meine Alternative zu den Plakaten an Laternen und Bäumen sind sogenannten „Sammelständer.“
 
 
Eine schöne Alternative wie ich finde. Die Stadt baut die Teile vor der Wahl auf und nach der Wahl wieder ab. Die Parteien kleistern ihre Plakate selber dran (oder ihre Agenturen).
Jede Partei hätte gleiche Chancen zu plakatieren.
Das Stadtbild wird nicht zerstört.
Die Kosten sind geringer.
Papier wird nicht in hohen Massen verbraucht. 
Sie können ggf. überklebt/sprayt (wie jetzt auch) aber nicht so leicht abgerissen werden und sie behindern keine Fahrbahn oder die Sicht auf Straßenschilder oder ähnliches.
Wenn das kleine bisschen ordentlich vom Ordnungsamt kontrolliert wird, kann so was auch nicht mehr passieren:
Eine weitere kostengünstige Möglichkeit Großplakate aufzuhängen, sind Planen und Bauzäune. 
Kleine Parteien mit weniger Geld kommen auf gute Ideen.
Man nehme einen Bauzaun, lässt eine Plane bedrucken und hängt es dann an den Bauzaun. 
Das tolle: man kann sie auch wieder benutzen. In anderen Wahlkämpfen. 

Das "Auseinandersetzen" mit dem Plakat 

Ich möchte auf die Fragen von Ulrich Gelsen antworten: 
„Es ist wieder soweit. Wahlkampf. Und woran erkannt man, dass Wahlkampf ist? Natürlich an den Plakaten. Sie sind das sichtbarste Zeichen. Und leicht zu zerstören. Warum machen Menschen das? Hat das einen Sinn?“
Es ist womöglich blinde Wut die sie auslassen.
Ich zitiere mich selber:
„Plakate nerven, Plakate müssen weg.
Plakate sind sinnlos, Plakate müssen weg.
Plakate haben keinen Inhalt, Plakate müssen weg.
Partei X hat alles noch schlimmer gemacht, Wut wird ausgelassen.“
Es ist eine Art Auseinandersetzung mit der Politik bzw. der Partei, ohne dirket auf einen Menschen anzutreffen und elendes Geschwätz ertragen zu müssen.
Oft werden Plakate auch beschmiert oder bemalt.
Ich sehe das als Feedback – auch wenn es Vandalismus ist. Die Plakate die da hängen gehören immer noch der Partei. 
Ich mag dazu keinesfalls aufrufen.
Ich würde das, was andere Zerstörung von Plakaten nennen, in vier Kategorien aufteilen:
1) Kunst
2) Kritische Auseinandersetzung
3) Beschmieren
4) Zerstören
Kategorie 2 gefällt mir am besten, ich finde das total spannend.
Kunst ist schön.
Beschmieren und zerstören eher doof.
Ich will euch im Folgenden mal zeigen, was ich in welche Kategorie packen würde. Natürlich kann man einiges von 1) und 2) auch zu beschmieren packen. Trotzdem ist es eine kritische Auseinandersetzung. 
Manch einer mag das alles ganz anders einsortieren und weiter hin als Vandalismus abstempeln. Auseinandersetzung hin oder her.

Freitag, 2. Mai 2014

Bunt statt braun - #BlockaDO 1. Mai 2014

Bunt statt braun - #BlockaDO 1. Mai 2014 Nazis sind doof. Das wissen alle. Nur die Nazis selber nicht!
Sandra: Ich war heute auf meiner ersten Nazi-Gegendemo. Also, auf meiner ersten richtigen. Ich habe letztes Jahr in Münster gestanden, als der NPD Truck da war und auch in Gelsenkirchen. Aber diese 8 NPD'ler kann man nicht mit über 400 Nazis vergleichen. Und ich war bei "Kein Meter den Nazis" in Münster. Da aber eher Beobachterin, weil ich meinen Ex-Freund begleitet hat, der ein kleines Video dazu gedreht hat. Ich habe ja immer ein bisschen Angst, wenn ich auf Hundertschaften treffe(n muss). Man sieht ja immer Bilder. Weil irgendwie niemand aus Münster nach Dortmund gefahren ist, habe ich mich Daniel Düngel, Torsten Sommer, Olaf Wegner und David Grade angeschlossen. Menschen, die ich kenne. Es ist wichtig, den Nazis Wiederstand zu zeigen. Diese Menschen haben hier und auch überall anders keinen Platz.
Daniel: 1. Mai, der Tag an dem traditionell die Gewerkschaften den Tag der Arbeit feiern. Seit Jahren aber auch traditionell der Tag an dem Faschisten auf die Straße gehen um ihre hirnrissigen Forderungen abzusondern. Für mich seit Wochen klar: ich werde bei den Gegendemonstrationen dabei sein. Ich entschied mich für Dortmund, weil Dortmund als Nazihochburg gilt und viele Faschisten zu erwarten waren. Nicht zuletzt aber auch, weil die Piratenpartei die Gegenveranstaltung und damit das Bündnis BlockaDO unterstützen. Warum die Unterstützung richtig und wichtig war, werde ich nochmal in einem separaten Blogpost verarbeiten.
Gegen 11:30 Uhr sind wir am Dortmunder Hauptbahnhof mit der S-Bahn Richtung Westerfilde gefahren. Überraschung. Durch die Blockade am Gleis hielt der Zug da nicht (Was uns klar war) aber wir hofften, dass wir eine Station davor oder danach hätten aussteigen können. Satz mit X war wohl nichts. Der Zug hielt in Mengede wo am Bahnhof vereinzelt Polizisten standen. Nach dem wir vergebens einen Bus auf dem Fahrplan gesucht haben, haben wir ein Taxi gesucht und haben vor der Polizeiwache zwei Nazis gesehen. Beobachter. Der Bahnhof in Westerfilde war großräumig abgesperrt. Die Polizei lässt niemanden in die Nähe des Bahnhofs.
Daniel: Ich zücke deutlich früher als geplant das erste mal meinen MdL-Ausweis. Schnell wird klar, als Abgeordneter kommt man natürlich durch. Mit ein wenig Überzeugungskraft gelingt es uns, dass auch Sandra als Begleitperson mitkommen kann. Hierbei werden unsere Personalien festgehalten, was uns in den nächsten Tagen dazu veranlassen wird, eine entsprechende Anfrage an die Dortmunder Einsatzleitung abzuschicken, was mit den Daten passiert. Unsere Erfahrungen aus Hamburg sind ja eher negativ :D Mir ist nach wie vor unklar, was ich davon zu halten habe. Die Polizei möchte uns nicht zu den Gegenmaßnahmen, die größtenteils angemeldet wurden, durchlassen. Die Blockade auf dem S-Bahnhof wurde als Versammlung angemeldet. Warum dürfen wir nicht offiziell an dieser Versammlung teilnehmen??
Als die erste Rutsche Nazis aus der U-Bahn geführt wurden und an uns vorbei, lief dort eine Frau von mitte zwanzig her und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Ich musste ein bisschen lachen. Wenn man als Nazi/Demonstrant auf eine Nazi-Demo/Demo geht, dann doch, weil man zu 100% dahinter steht? Weil man den Menschen zeigen will: Wir und ich wollen genau DAS. Wir standen lange an der Westerfilderstraße und haben überlegt was wir tun können. Wie wir die Demo aufhalten können. Wir wir das alles abbrechen lassen können. Als fast einzige Möglichkeit sahen wir den Tunnel. Auch wurde eine Blockade angesprochen. Wir waren in diesem Moment 5 Leute. Eine Blockade von 5 Menschen kann nicht viel bewirken. Wenn wir blockieren gäbe es 3 Möglichkeiten: 1. die Polizei würde uns ggf. einkesseln und die Nazis an uns vorbei schleusen. 2. die Polizei fordert uns auf zu gehen und geht dann bei nicht erfüllen der Aufforderung in den letzten Punkt über 3. lässt die Straße räumen und trägt uns weg. Die Nazi Kundgebung war beendet. Die Nazis formierten sich und gingen einige Meter. Daniel setzte sich auf den Boden und schnell folgten die anderen 4 Menschen. Die Aktion war nicht im Vorfeld geplant und relativ spontan am Telefon abgesprochen. Die Grüne Landtagsabgeordnete Daniela Schneckenburger kam gerade zufällig vorbei und wir sagten, sie solle sich doch zu uns setzten, was sie auch tat.David verteilte "Nazis stoppen" Postenkarten an uns und der Nazizug stoppte.
Schnell füllte sich die Straße mit Pressefotografen, viele Medien berichteten darüber, dass Landtagsabgeordnete sich den Nazis in den Weg stellten. Verärgert waren wir über die Berichterstattung der Ruhrbarone, die das ganze als PR-Gag wertete. Ein PR-Gag von Menschen, die teilweise schon am Vorabend auf der Straße aktiv waren, die seit 9 Uhr auf den Beinen waren, die teilweise an der Organisation der Gegendemo beteiligt waren? Nein, wir taten dies aus Überzeugung, so wie wir an beiden Tagen an unterschiedlichen Aktionen beteiligt waren. Die bisherige Berichterstattung hierzu nervt und am Ende bleibt für uns nur die Gewissheit, das Richtige getan zu haben - auch wenn man sicher hätte ein wenig länger sitzen bleiben sollen. Aber womöglich können wir tausend mal sagen, wie es war und ihr werdet immer noch der Presse glauben.