Wir sparen uns hier eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Begriffs Kritik und dessen Bedeutung in der Gesellschaft oder dergleichen. Das können und wollen wir nicht.
Außerdem gibt es dazu bereits zwölfdrillionen Abhandlungen viel viel schlauerer Menschen.
Für uns, den drei Autoren dieses Blogbeitrags (@fidelisamica, @saendralein und @rwolupo), ist Kritik und der Umgang mit selbiger eines der Kernprobleme unseres innerparteilichen Umgangs miteinander.
Da das Ganze wohl etwas länger wird, ein tl;dr mit entsprechendem Hinweis, frei nach Georg Cristoph Lichtenberg: "Man sollte nie so viel zu tun haben, dass man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat.": wenn du dir nicht ein paar Minuten Zeit für diesen Beitrag und vor allem für das Problem, welches hier behandelt wird, nehmen möchtest, bist du möglicherweise auch nicht der richtige Adressat. Oder vielleicht doch genau der/die Richtige.
Wir beginnen mal mit einem Zitat. Wilhelm Busch sagte einst:
"Diese persönlichen Stänkereien vor den Augen des versammelten Publikums sind mir unglaublich widerwärtig. Hol's der Teufel!"
Twitter muss es schon damals gegeben haben. Oder so was hnliches. Jedenfalls ist unser öffentlicher Umgang mit Kritik nicht grad eine unserer Stärken. Und nein, hierbei geht es nicht um Transparenz. Wenn wir uns inhaltlich und sachlich streiten wollen, dann können wir das gerne tun. Mit Livestream und so. Aber Twitter ist dafür ein eher ungeeignetes Medium.
Die Probleme bei Twitter sind
1. Twitter ist immer nur eine sehr kurze Momentaufnahme. Hinzukommende Leser und Akteure kennen fast nie den gesamten Diskussionsverlauf oder andere Hintergründe, die sich bereits vorher abgespielt haben.
2. Twitter ist nun mal begrenzt auf 140 Zeichen. find's ja toll, wenn man sich kurz und knapp ausdrücken kann, aber für umfängliche Kritik reicht das nicht.
3. Die Filterbubble. 30, 40 Tweets zu einem Thema zeigen in der eigenen Timeline direkt einen recht großen Schwerpunkt. In Wahrheit interessiert das, worüber da grad wenige twittern gar nicht so viele Menschen. Durch die eigene Filterbubble fasst man etwas als wichtig auf, obwohl es das vielleicht gar nicht ist.
4. Die Person an der Kritik geübt wird fühlt sich an den Pranger gestellt und ungerecht behandelt auch wenn die Kritik gut gemeint ist.
Durch die Filterbubble erhöht sich Kritik, daraus erhöht sich der Druck dann künstlich. Retweets, +1 oder andere Zustimmungen sind Immer wieder zu sehen. Die Grundlagen für einen Shitstorm innerhalb unserer Filterbubble sind gelegt. Wenige male zu Recht, weil jemand wirklich in die Kacke gegriffen hat. Oft zu nrecht, weil aufgebauscht wird. Weil wir uns gegenseitig anstacheln oder Dinge missverstanden werden aufgrund der knappen Zeichenverfügbarkeit.
Uns geht es hier zwar zum einen auch um die Selbstdarstellungum anderen aber auch um das, was man mit dem Kritisierten erreicht.
Im günstigsten Fall greift der Kritisierte selbst Massenkritik auf und ändert $Dinge.
Vielleicht ignoriert er sie.
Vielleicht verletzt der ausgelöste Shitstorm.
Und wenn all das passiert, darf die "Gegenseite" nicht schweigen. Wir meinen nicht, dass man sich blind hinter bzw. vor einem stellen soll. Wir meinen, dass man seine Meinung äußern muss, wenn Unrecht geschieht. Steht bitte für Eure Meinung ein. Zeigt einen Zusammenhalt! Oder schlichtet sogar den "Streit"
"Nur wenige Menschen sind klug genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lob vorzuziehen."
(François de La Rochefoucauld, 1613-80, frz. Schriftsteller)
"I like criticism. It makes you strong."
Lebron James
Wir glauben, wir sind uns alle in einem einig: Kritik ist wichtig, Feedback ist immens wichtig. Ob Kritik stark macht, w nicht, "the chosen one" sieht es offenbar so und nimmt Kritik entsprechend wahr. Fakt ist: Nur wenn ich Feedback erhalte, kann ich feststellen, ob ich etwas gut gemacht habe. Oder eben schlecht und beim nächsten Mal $Dinge vielleicht anders angehen sollte.
Wir nenne hier mal konkrete Beispiele:
Reden im Plenum des Landtags. Manchmal gibt's Feedback wie "toll gemacht", "geile Rede" oder "du hast dies und jenes vergessen" u - positives und negatives Feedback. Lob und Kritik.
Aber wie gehe ich damit um, wenn es kein Feedback gibt? Welche Schlüsse ziehe ich daraus?
Ich gehe davon aus, das alles richtig und gut war und ich es beim nächsten genauso machen kann. Dabei wird mir aber nicht von anderen bewusst gemacht, dass das was ich da geschrieben habe im Grunde totale Kackscheiße war oder einfach nicht angebracht. Schlicht: ich weiß es nicht. Sagt es!
Will sagen: Kritik ist immer wichtig!
Bitte äußert Euch, wenn Euch was auf dem Herzen liegt!
Und bitte entschuldigt: Aber Nachfragen sind ausdrücklich erlaubt, ja, gewünscht.
Wenn der Kritisierte nicht versteht, was gemeint ist, dann sollte ernein er muss nachfragen.
Denn erst dann ergibt Kritik einen Sinn - wenn man es versteht und vielleicht sogar einen Nutzen draus ziehen kann.
"Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen wähnen, wenn jemand eine Meinung ausspricht."
Christian Morgenstern
Ein weiteres Problem ist der passive Umgang mit Kritik. Es gibt viele Piraten, die sich sehr sehr schnell zurückziehen, wenn Kritik geäußert wird, weil sie sich angegriffen fühlen. Die Frage ist: wie gehen wir damit um? Persönliche Angriffe sind hier noch weniger zielführend als generell. Hier bedarf es angepasster Kritik (Vier-Augen und sowas), wenn wir unser Gegenüber besser kennenlernen.
Eines der großen Probleme selbst oder grad auch in der Landtagsfraktion Wen kenne ich eigentlich ?
Es ist unmöglich _jeden_ Piraten besser kennen zu lernen. Aber die, mit denen man oft und regelmäßig zusammenarbeitet ist es aber einfacher. Hierbei muss man sich auch drauf einlassen mit Menschen etwas zutun zu haben, mit denen man eigentlich nicht reden würde. Eine normale Situation in der Arbeitswelt.
ie bewirke ich, dass Kritik nicht direkt negativ aufgefasst wird (auch bei mir selbst nicht) und nur bewirkt, dass das Gegenüber (oder ich selbst) die Schutzmauern weiter hoch zieht und in eine Rechtfertigungshaltung kommt
Die ersten Fragen die ich mir stellen sollte, bevor ich auf was reagiere oder Kritik äußere, ist: Hab ich die Äußerung/Situation richtig verstanden? Istdas was ich verstanden habe auch das was der Sender agen wollte und meinte? Kenne ich die Situation und Sichtweise aus der heraus sich geäußert wird?
Das Problem an digitale Kommunikation ist, dass ich keinen Tonfall höre, keine Mimik und Gestik sehe und eventuell auch nur begrenzten Raum zur Verfügung habe. Das macht es uns auch so schwer die Dinge aus der digitalen Kommunikation richtig einzuordnen und zu interpretieren. Uns fehlt der menschliche Bezug (zumindest bei den Menschen, die man nicht wirklich gut kennt). So laufen wir schnell Gefahr Situationen falsch einzuordnen und misszuverstehen.
Eine weitere Frage ist: Ist es grad eine persönliche oder sachliche Kritik?
Kurz vorab Aus Sicht persönliche Kritikvirtuelle Welt! Es gibt wenige Ausnahmen, aber dafür sollte ich den Menschen schon ziemlich gut kennen. Ansonsten ersönliche Kritik sollte immer persönlich geäußert werden und sprecht über euer Empfinden.
n den meisten Fällen im Bezug auf die Parteiarbeit reden wirvon sachlicher Kritik.
Nehmen wir beispielsweise den Bundestagswahlkampf. Wir sind alle seit dem 22.09. dabei zu überlegen was falsch gelaufen ist und was verbessert werden muss. In den meisten Fällen läuft die Kritik sehr konstruktiv und hat Zie. Doch auch hier zeigte sich mal wieder wie schnell sachliche Kritik, im Verlaufe des Dialoges, in persönliche Kritik umschlägt und damit Leutendie sich tierisch den Allerwertesten aufgerissen haben, vor den Kopf stößt. Es fängt oft mit , die ein Problem anspr, meist noch sehr sachlich. Doch dann trifft die Mail den Nerv bei inigen und es wird genutzt um sich erst mal unde auszukotzen. Und das ganze ohne sich vorher mal zu überlegen, wie sich der Mensch in der Situation fühlt. Wie jemanden, die sachliche Kritik persönlich treffen könnte. Und schon ist der Stein ins ollen gekommen...
Alles ird rausgehauen ohne Rücksicht und Respekt auf den Menschen der dahinter steht und wieder werden Ehrenamtler verschreckt, weil sie sich genau das nicht mehr länger geben wollen.
Häufig geht es bei Kritik nicht um das was, sondern um das wie! Ich sollte mir vor abschicken einer Nachricht überlegen was ich demjenigen sagen möchte und mir den Text nochmal genau durchlesen, ob auch das daraus gelesen werden kann. Vielleicht sollte ich mir auch überlegen vor der eigentlichen Kritik auch mal zu sagen was gut gelaufen ist oder was ich an dem anderen schätze. Das zeigt erst mal, dass ich die Arbeit des anderen respektiere und schätze und öffnet zugleich für Kritik. Dann sollte ich mir auch überlegen wie ich die Kritik selbst äußere. Mit „du musst, du musst, du musst“ kommt man meistens nicht weit. Versucht es doch lieber als Vorschlag zu formulieren
„Das ist scheiße gelaufen, weil du das und das gemacht hast. Du musst das und das anders machen!“ „Das und das ist gut gelaufen, leider konnten wir aber doch nicht das erreichen was wir erreichen wollten. Was würdest du davon halten wenn wir das und das mal anders machen würden?“
Ihr merkt vielleicht schon selbst beim lesen, dass beide Äußerungen genau das selbe sagen, aber bei einem selbst ein ganz anderes Gefühl auslös.
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